… und kein Rettungsring in Sicht ist
So ging es mir kürzlich. Ich konnte nicht weiterdenken, nicht weiterschreiben, hatte ein Brett vor dem Kopf. Bis ich auf die Idee kam, meinen Aktionismus zu beenden. Ich setzte mich hin, um in Ruhe nachzudenken. Darüber, was falsch war. Unzufrieden war ich. Das widersprach meinem Bild von mir und rumorte unter dem Radar. Blockade? Ich? Und das, nachdem ich im letzten Artikel über Schreibblockaden schrieb und die Schreiblust beschwor?
Zwei Dinge, die mich seit einiger Zeit nervten
Tatsächlich finde ich mein Leben erfreulich. Ich fühle mich wohl. Fast insgesamt. Bloß bis neulich nicht beim Schreiben. Sobald ich ein paar Seiten geschrieben hatte, fand ich sie schlecht. Sie waren schlecht. Was bremste mich derart aus? Ich ging auf die innere Suche.
1. Der Verlag ärgerte mich, seitdem ich Chili sieht rot hochgeladen hatte.
Denn sofort begannen die Veränderungen. Zuerst verschwand die Seite für die Presse. Dann der Textdesigner. Und einiges mehr. Weg, und das Neue nicht da. Was mich wirklich ärgerte: dass dies mit uns Autoren nicht kommuniziert wurde.
2. Ich kam mit dem Schreibprogramm nicht zurecht.
Papyrus Autor ist in Ordnung. Für die Art und Weise, wie andere Autoren schreiben. Meine Arbeitsweise passt nicht dazu. Zu viele Funktionen. Viel zu kleinteilig strukturiert. Wohlgemerkt: für mich. Andere kommen gut damit klar, wie ich im Forum erfuhr. Zum Beispiel konstruiere ich keinen Plot. Dafür bietet das Programm jedoch eine Menge Vorlagen, auch für Krimis. Nur lassen sie sich kaum verändern.
Papyrus Autor ist in Ordnung. Für die Art und Weise, wie andere Autoren schreiben. Meine Arbeitsweise passt nicht dazu. Zu viele Funktionen. Viel zu kleinteilig strukturiert. Wohlgemerkt: für mich. Andere kommen gut damit klar, wie ich im Forum erfuhr. Zum Beispiel konstruiere ich keinen Plot. Dafür bietet das Programm jedoch eine Menge Vorlagen, auch für Krimis. Nur lassen sie sich kaum verändern.
Sie passen nicht für mich und meine Geschichten. Zu Beginn entwickle ich einen Anfang und die Auflösung am Ende. Im Schreiben erst entscheide ich, wie viele und welche Kapitalverbrechen zu den Tätern und ihre Persönlichkeit passen. Ich lege fest, wer die Täter, wer die Opfer und die Polizisten sind. Und wie sie ticken. Daraus ergibt sich die Dynamik. Die muss ich fühlen. Die Figuren kommunizieren und handeln „sehen“. Ich lasse sie frei, indem ich mich emotional in sie hineinversetze. Sie bloß im Kopf zu planen, geht nicht.
Einige Tools in Papyrus Autor lassen sich bestimmt prima zum Lernen nutzen. Zum Beispiel der Umgang mit Adjektiven. (Siehe meinen NL-Beitrag „Schreiblust ade? Bloß nicht!“) Doch ist das nach einigen Seiten intus. Ein weiteres Tool bewertet die Lesefreundlichkeit. Sie lenkt mich von meinem Rhythmusgefühl ab. Ich finde dieses Programm für Anfänger gut geeignet. Wer jedoch seinen Schreibstil entwickelt hat, den verwirren die starren Vorgaben eher. Es sei denn, all das entspricht ihm.
Selbsterkenntnis tut weh – meistens
Mit dem Umstieg tat ich mich schwer. Mein Narziss mag es gar nicht, dass ich mich irre. Habe ich mich geirrt? Ja. Denn ich verließ mich auf Empfehlungen, anstatt mir die Zeit für die Prüfung verschiedener Dienstleister zu nehmen. Zeit sparen, die Prozesse vereinfachen. Das zahlt sich nicht aus. Zumindest nicht in diesem Fall. Was also tun?
Mein Großvater sagte oft: „Ruhig Blut bewahren“. Meint: „Nimm dir Zeit“.
Also nehme ich mir die Zeit, die ich brauche, um in die passende Spur zu kommen. Als erstes tat ich dies:
- Ich kündigte Chili sieht rot bei Tredition. Damit ist das Buch derzeit nicht im Verkauf.
- Dann richtete ich einen Account bei Books on Demand ein. Warum dort? BoD ist der älteste Selfpublishing-Dienstleister, praktisch der Erfinder. Das Angebot zur Unterstützung für Selfpublisher ist vielfältig und transparent.
- Nun habe ich dort eine Ansprechpartnerin. Nach Rücksprache mit ihr bekommt Band 1 ein neues Cover. Es wird so gestaltet, dass die Umschläge der weiteren Bände an die neuen Geschichten angepasst werden. Ansonsten aber als Teil der Reihe Chili, Crime und Meer erkennbar sind.
- Ich habe das Schreibprogramm Write Control gebucht. Es ist schlichter fokussiert als „Papyrus Autor“ und kommt meiner Art zu schreiben, entgegen.
- Jetzt pflege ich Band 1 ins neue Schreibprogramm ein. Das Impressum neu schreiben, Vita und Klappentext auch. Parallel wird das Cover für die Reihe erstellt. Ist das Buch wieder im Handel, schreibe ich den zweiten Band weiter.
Mein Spaß am Schreiben ist zurück
Bei meinen jeweils neuen Tätigkeiten gab es immer einen zweiten Anfang. Das scheint meine Struktur zu sein. Soll ich sie hinter mir lassen? Hm, jeder Anfang ist schwer. Offenbar lerne ich auf diese Weise, wie ich das Neue professionell gestalten kann. Meine Dissertation habe ich zweimal geschrieben. Sie wurde mit summa cum laude bewertet. Ich nehme daher an, dass es sinnvoll war, sie ein zweites Mal zu schreiben. (Mein Mann fand die erste Version auch nicht prickelnd.) Lediglich Zeit hat es mich gekostet. Diesmal schreibe ich nicht doppelt. Der erste Kriminalroman bleibt, wie er ist.