Schreiblust

Schreiblust ade? Bloß nicht!

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Viele Menschen wollen schreiben und trauen sich nicht, das zu tun. Wegen Bedenken: „Schreiben ist ein ständiger Existenzkampf.“ „Schreiben wird einem in die Wiege gelegt, es fließt aus dir heraus.“ „Ich bin dafür nicht begabt“. „Nur die allerbesten sind erfolgreich.“ „Man schreibt eh für die Schublade, weil kein Verlag dein Manuskript annimmt.“ „Und dann die Schreibblockaden.“ Wenn du so denkst, täuschst du dich.

… weil du DEINS mitteilen willst. Deine Geschichte, dein Wissen, deine Erfahrung, deine Ideen, dein Was-wäre-wenn.

Natürlich kannst du einen Ghostwriter beauftragen, das für dich zu tun. Solche, die mit „deiner Stimme“ schreiben können, gibt es, wenn auch nur wenige. Bekannte Persönlichkeiten nutzen diese Möglichkeit. Mit den Verkäufen holen sie die Ausgaben aufgrund ihrer Popularität locker rein. Den Schreibprozess erleben sie nicht. Denn er ist es, der Spaß macht. In ihm wächst du. Du schreibst nicht nur für die Leser, sondern auch für dich. Du erfährst aufs Neue, wer du bist. Ich bin sicher, du kannst mehr, als du jetzt meinst.

Was du im Fall einer Schreibblockade tun kannst, dazu gibt es Ratgeber. Das Portal Karrierebibel https://karrierebibel.de/schreibblockade/ nennt 11 Tipps, um weiterschreiben zu können, wovon zwei gereicht hätten: „Pause machen“ und „Fehler zulassen“.

Erster Tipp: „Text strukturieren“. Wie bitte? Entweder hat man das längst erledigt. Oder man schreibt ohne konkrete Struktur, so wie ich. Man kennt den Anfang, das Hauptproblem und die Lösung am Ende.

2. Den Ort wechseln, setz dich auf den Balkon oder geh‘ in den Park. 3. Fang in der Mitte an zu schreiben. 4. Überarbeite nicht sofort. 5. Schalte das Telefon und die E-Mail-Klingel aus. 6. Mach mal Pause! 7. Brainstorme, assoziiere. 8. Lies was von anderen Autoren. 9. Warmschreiben: „Schreiben ist wie Musik machen: Viele müssen sich erst einmal eingrooven, jammen, warmwerden.“ 10. Erlaube dir Fehler. 11. Deadline setzen, weil Druck Schreibblockaden löst.

Du setzt dich unter Druck, willst großartig schreiben, anerkannt werden. Du forderst zu viel von dir. Dabei geht es um etwas anderes. Um deine innere Stimme. Der Druck raubt sie dir. Du schaust nach außen, auf die Wirkung. Das ist tragisch. Denn Wirkung entfaltest du mit deiner eigenen Stimme, deiner Sprache, deinen inneren Bildern, die du mit dem Text malst. Komm‘ also runter, entspann‘ dich und schreibe, was du auf dem Herzen hast. Denn das ist es, was du sagen willst, was andere wissen sollen. Etwas, das nur du rüberbringen kannst. Dein Text wird deine Leser finden und inspirieren.

Gute Schriftstellerinnen, Journalisten und Fachbuchautoren wissen das. Sie schreiben nicht unbedacht drauflos. Zumindest den Anfang und das Ende ihres Artikels oder Buches planen sie. Und sie verfolgen jeweils ein zentrales Thema. Beim Schreiben nutzen sie Werkzeuge. Keine Regeln. Ein Werkzeug lässt sich unterschiedlich anwenden. Ich erkläre dir, wie du das tun kannst.

Schreibst du mit Word, zeigt dir das Programm (vermeintliche) Fehler auf. Du entscheidest, ob du an der Stelle ein Komma setzen willst oder nicht. Denn du denkst vom Lesefluss her. Du nutzt solche Freiheiten, um das Lesen flüssig zu gestalten.

Ich arbeite mit dem Schreibprogramm Papyrus Autor. Es gibt mir verschiedene Hinweise auf meinen Schreibstil. Dabei verfolgt es Regeln. Diese Hinweise nutze ich jedoch nicht regelhaft. Füllwörter moniert es immer. Doch je nach Figur sind sie in wörtlicher Rede unerlässlich.

Beispiel: Wann sind Adjektive und Füllwörter hilfreich?

Als Autor oder Autorin entscheidest du selbst, wie du Adjektive einsetzt. Schreibprogramme markieren Adjektive, weil sie oft überflüssig sind. Meine Adjektive nutze ich, wenn ich einem Wort eine bestimmte Bedeutung verleihen will. Mein Programm zeigt mir Alternativen auf. Diese kleinen Helfer unterstützen dich in deinen Möglichkeiten, gut zu schreiben. Sie sagen dir nicht, wie du schreiben musst, sondern sie assistieren dir.

Die Situation: Chili, ihr Mann Jan und die Töchter Lea und Mia frühstücken. Endlich sind sie unter sich, seitdem Chili gestern die schwerverletzte Schwester von Jan gefunden hat. Eine Gewalttat. Der Urlaub, in den sie gerade reisen wollten, ist abgesagt. Die Polizei hält die Familie für gefährdet; sie sollen zu Hause bleiben.

„Ist Tante Juli aufgewacht?! Ich will ihr sagen, dass ich sie liebhabe. Ich guck JETZT nach!“ Mia springt auf und hopst zur Tür.

„Mia, Liebes, setz dich WIEDER zu uns an den Tisch.“ Jan klopft ZÄRTLICH auf den Stuhl an seiner Seite. „Tante Julia schläft MINDESTENS NOCH drei Tage. Frühstücke weiter mit uns. Ich will dich dabeihaben, wenn wir besprechen, wie es weitergeht.“

Mia schaut ihn ERNST an: „Das ist schlimm, Papa. Darf ich ihr Eis bringen? Erdbeere mit Schokolade und Sahne. Das hilft ihr VIELLEICHT beim Aufwachen.“

„Ich weiß nicht, Mia.“ Chili zupft an der Haarsträhne, die ihr WIEDER ins Gesicht gefallen ist.

„Was ist BLOß passiert? Ich habe keine Ahnung, wie es weitergeht. Jan, sind wir WIRKLICH in Gefahr? Warum sollte der Täter uns was antun? Das ist nicht logisch. Oder doch? Ich kann nicht klar denken.“

„Du bist im Schock, Chili. Das ist EINFACH zu viel, auch für mich. Lass uns GEMEINSAM überlegen, was zu tun ist.“

„Erstens braucht Tante Julia Pyjama, Bademantel, Pantoffeln und so weiter. Zweitens: Wo steckt Stefan? Drittens ist der Kühlschrank leer. Ich mach‘ eine Einkaufsliste.“ Lea holt den Block, der neben dem Kühlschrank liegt, greift sich den Stift und sieht ERWARTUNGSVOLL in die Runde.

Annefried Hahn

Ich lasse alle monierten Wörter im Text. Was meinst du? Wie gehst du damit um?

Das ist der Hemmschuh per se, der Glaube, dein Buch lässt sich nicht verkaufen. Das ist falsch. Du kannst dein Buch vermarkten und sogar vom Ertrag leben. Das verlangt den Durchblick im Marktgeschehen, die kluge Auswahl an Dienstleistern und einen längeren Atem. Letzteren brauchst du mit einem Publikumsverlag auch.

Im Durchschnitt können Selfpublisher ab dem dritten Buch mit Überschuss rechnen. Jedes Buch, das du schreibst, bringt dir Einnahmen. Das erste deckt vermutlich deine Ausgaben nicht. Denn Selfpublisher müssen investieren. Ich rate zu einem professionellen Cover und Satz, zu Lektorat und Korrektorat. Die Vorteile im Selfpublishing: 1. Du behältst alles in deiner Hand. 2. Ist das Buch fertig, gelangt es in wenigen Tagen in sämtliche Buchhandlungen.

Über die Fülle der Möglichkeiten zur Vermarktung ein anderes Mal mehr.

Literaturagenturen bieten einen weiteren Weg, dein Buch zu vermarkten. Dafür verlangen sie Prozente von deinen Tantiemen. Eine guter Agent berät dich im Vorfeld zum Vorhaben, korrigiert dein Exposé und deine Leseprobe für die Verlage. Stimmt alles, bietet er dein Buch verschiedenen Verlagen an. Nimmt ein Verlag dein Werk an, wickelt die Agentin alles Weitere ab. Du gehst nicht in finanzielle Vorleistung. Die Agentur überweist dir in Abständen deine Tantiemen, abzüglich ihrer Provision. Bei Streitigkeiten mit dem Verlag klärt sie die Situation. Allerdings dauert es ein bis zwei Jahre, bis dein Buch erscheint. Die Entscheidung, ob dein Werk angenommen wird, erfährst du einige Monate, nachdem dein Exposé dem Verlag vorliegt.

Warum schreibe ich das alles? Nicht, um dir etwas zu verkaufen. Ich kann weder Cover noch Satz erstellen. Auch biete ich kein Lektorat oder Korrektorat an. Ich will einfach nicht, dass du dieselben Fehler machst wie ich. Hol‘ das Schreiben vom Sockel der Ehrfurcht runter und fang an!