Change

„Und? Wann erscheint der zweite Band?!“ „CHANGE!“

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Halt! Change ist angesagt. „Chili sieht rot“ habe ich mit Effet runtergeschrieben. Die Handlung war bereits beim ersten Satz in mir da. Aber so geht es nicht weiter. An dem Tag, an dem ich das Buch veröffentlichte, begriff ich, dass ich nun diesen Beruf habe: Krimi-Autorin. Als solche ich Anfängerin bin. Das erste Buch zu schreiben, war leicht. Jetzt ist Lernen angesagt: Selfpublishing, Band 2 entwickeln. Mein Ehrgeiz verlangt, dass ich dies professionell angehe. Das bedeutet: Ich eigne mir ein neues Feld an. Ich lasse mich in fremde Abläufe ein. Derweil verlerne ich, was ich über Jahrzehnte geschaffen habe. So einfach flutscht Veränderung. 

Verändere dich lieber gleich. Du kommst doch nicht darum herum.

In meinem Umkreis sehe ich Menschen im Widerstand. Change? Fehlanzeige. Sie beanspruchen, dass alles so bleibt wie bisher. Obwohl ihr Leben noch nie Bestand hatte.

Ich wünschte mir das auch. In der Pandemie hielt ich trotzig fest, was ich in vielen Jahren erarbeitet hatte. Ich kämpfte gegen die Zerstörung der geliebten Arbeit durch die Maßnahmen. Ich fand Ausflüchte. Versuchte mich in sanften Themen, die ich online umsetzte. Doch dafür fehlte mir die innere Triebkraft. Ich langweilte mich. Ich verlor alle Leichtigkeit. Ich veränderte mich – ungewollt – ins Angestrengte.

Bis ich die Reißleine zog und mich fragte, ob ich damit nicht lieber Schluss machen sollte. Ja, ich wollte, ging in mich und fand meinen Antrieb wieder. Im alten, dauerhaften Thema „Umgang mit Gewalt“. Und nun? Nein, das wollte ich bestimmt nicht mehr loslassen. Funktionierte gar nicht. Es hatte mich gepackt, seit immer schon.

War es an der Zeit, ein Sachbuch zu schreiben? Die Erfahrung und das Wissen habe ich. Schließlich hatte ich Fachartikel veröffentlicht. Das machte ich für meine Expertise. Zu der Zeit war das sinnvoll. Jetzt war es genug!

Ich ließ los. Erstaunt erkannte ich, dass ich innerlich schon weg war. Weg von der Traumatherapie. Huch! Die Lebensarbeit – futsch. Ich trauerte, halbherzig. Schon seit längerer Zeit argwöhnte ich, dass ich schlecht beraten war, nichts zu ändern. Nicht das Thema. Sondern die Arbeit damit. Ich packte meinen Rucksack und machte mich auf den Weg. Richtung Lieblingsbuch.

Ein alter Traum stellte sich ein – Geschichten schreiben.

Ich beschloss, einen Roman aufs Papier zu bringen. Wie es dazu kam? In der ersten Nacht im Wald schaute ich in die Sterne über mir. Dort sah ich mich am Küchentisch sitzen. In dem Bauernhaus, in dem es nach meinen Vorfahren roch, die ich nie kennen gelernt hatte. Die Annefried in der Küche war klein, noch kein Schulkind. Sie saß da und kritzelte mit einem Bleistiftstummel auf Butterbrotpapier. Sie „las“ die Geschichte den Erwachsenen vor. Eine, die nur sie lesen konnte. Das Mädchen jauchzte beglückt, beseelt vom Wert ihres „Textes“. Voller Freude lachte sie in die Tischrunde. Sie hörte nicht auf damit.

Change: Ihr Funke sprang auf mich über. Hatte ich nicht mal vorgehabt, einen Roman zu schreiben? Ich sage es kurz: Ja, das hatte ich. Ich plante und schrieb den ersten Chili-Band runter. Es war alles dagewesen. Und fühlte mich so wohl, wie vor langer Zeit am Küchentisch. Und lache oft.

Krimi-Autorin on the road im neuen Beruf.

Das hatte ich nicht vorhergesehen. Ich wünschte mir zwar, zu schreiben. Aber das allein haut nicht hin. Ich bin alt genug, um das zu wissen. Fängst du etwas an, machst du entweder Nägel mit Köpfen oder lässt es im Ungefähren. Letzteres habe ich bisher nicht zustande gebracht. Also lerne ich jetzt, diesen Beruf auszuüben. Man ist nie zu alt dafür.

Dieser Tage nehme ich die Beine in die Hand. Ich schicke mein Buch in die Konkurrenz bei Buchpreisen, sende es auf Buchmessen und bin im Selfpublishing-Verband aktiv.

Die Hauptsache bleibt der zweite Band mit Chili.

Wie viel Gewohntes, wie viel Wiedererkennung braucht eine Krimi-Reihe? Und vor allem: was? 

Außer sie zu fragen, fällt mir nichts ein. Das habe ich letztens probiert. Ich konnte mich nicht entscheiden: Cancelt sie den Urlaub auf Amrum? Oder bleibt sie bei Julia? Ich fragte sie.

Annefried Hahn

Da hatte ich den Salat. Eigentlich dachte ich, es wäre nett, wenn sie den Urlaub abbläst. Es hätte mir Recherche erspart. Amrum. Wann war ich zuletzt dort? Gut, dann untersuche ich eben, wo sie da wohnen. Wahrscheinlich in einem feinen Ort. Im Norden, wo die Dünen und Strandkörbe sind. Dass sie mir so gekommen ist, soll sie büßen. Ich lasse die Unterkunft abbrennen. Nein, nicht aus Rache. Ich bin schließlich ein netter Mensch. Natürlich nur für den Plot. Spannung erzeugen. Auf gehts!